Der Weg nach oben

Einstieg in die Bayerische Turnligen, das ist das erklärte Ziel der ambitionierten Turnerinnen/Trainerteams des Ammersee-Sportvereins. Das wird nicht einfach, so viel war schon 2018 klar, als die Trainer entschieden, das Team noch nicht zum Aufstiegswettkampf anzumelden. Ein knappes Jahr Vorbereitung später war das Team aber am Start. Und der war schon formal ziemlich anspruchsvoll. Konnte man sich vor einigen Jahren noch „einfach anmelden und mitturnen“, so war der Modus 2019 schon deutlich komplexer: Online-Registrierung, Kampfrichterqualifikation, Anmeldeformulare dreifach – wer den Formal-Triathlon bestand war schon mal froh. Aber es ging ja ums Turnen an den vier olympischen Geräten!

Im Sommer studierten die Trainer des Teams die Abläufe in der Bayerischen Turnliga, sie fuhren in die Nähe von Ulm und beobachteten den Durchgang der verschiedenen Staffeln der Bezirksliga. Zwei parallele Wettkämpfe auf einem Gerätesatz, vor allem am Stufenbarren ein extrem kurzes Einturnen, nur ein Versuch beim Sprung über den Sprungtisch: Aha, man muss sein Zeug voll beherrschen, auch wenn die schwächste Note pro Gerät gestrichen wird. Das fordert die Turnerinnen schon sehr.

Aber es war ja noch Zeit, die Situationen im Training durchzuspielen, die Aktiven mit dem Regelwerk vertraut zu machen. Und Zeit für die Einstellung zum Wettkampf: es zählt nur das Team-Ergebnis! Also turnten sie in den Sommerferien zahlreiche Trainings im Turn- und Bewegungszentrum in Dießen, analysierten gemeinsam die Stärken jeder Turnerin und verständigten sich darauf, dass jede Turnerin zwei Geräteeinsätze bekommen sollte, plus die Ersatzrolle an einem dritten Gerät. Der Termin des Aufstiegswettkampfs rückte näher, erst nach Meldeschluss Anfang September war bekannt, wie viele Teams denn überhaupt in die Turnliga einsteigen wollten. Es waren letztlich 14 Teams aus ganz Bayern, und trotz Aufstockung der Staffeln gab es nur sechs freie Plätze. Au weia!

Wir können nicht verlieren, nur gewinnen: Lila, Joy, Marlene, Pia, Anna und Helena vom ASV, verstärkt um Veronika und Emilia aus Landsberied, turnen im September noch mehrere Test-Durchgänge, trafen sich am Tag vor dem Wettkampf noch in der Mehrzweckhalle, um auf der großen Bodenturnfläche die „Raumwege“ ihrer Übungen zu verinnerlichen, Sprung auf „Anlaufbahn“ zu turnen, und am Schwebebalken die originale Wettkampfhöhe zu spüren.

Bereit! Neue T-Shirts kamen von PIO aus Landsberg, mit Unterstützung der Sparkasse Landsberg gab es neue Turnanzüge, die auf den letzten Drücker aus den Niederlanden geliefert wurden, der Bus des Jugendzentrums für eine gemeinsame Anreise nach Waging war reserviert, da kam noch eine schlechte Nachricht: Lila hat sich im Schulsport an der Hand verletzt, beim – na ja, bei was verletzen sich Turner und Turnerinnen? Zum Glück war Sabine bereit, für Lila einzuspringen und ihre Einsätze zu übernehmen. Die Reise konnte beginnen.

Kaiserwetter in Oberbayern: die einen wollten zur Wies'n, die anderen in die Berge, geschätzte 150 Turnerinnen und ihre Trainer, Betreuer, Kampfrichter, Eltern und Geschwister wollten nach Waging. Zum Glück klappte die Anreise gut, die Stimmung war positiv, in der Bergader Sportarena lief noch der vorausgehende Aufstiegswettkampf der Landesligen, Siegerehrung mit Lichtshow: sehr beeindruckend - und gleich sind wir dran!

150 Turnerinnen beim Aufwärmen auf der Bodenfläche und zwischen den Geräten, ein Wunder dass es keine Kollisionen gab. Bereit zum Einmarsch, Instruktionen der Wettkampfleitung: wer muss wo hin, Musik ab, Aufstellung, Begrüßung, und schon hieß es: 6 Minuten Einturnen am ersten Gerät! Die jungen Turnerinnen des ASV waren zeitgleich mit deutlich älteren Turnerinnen der Quali für die Landesliga am Gerät, also Barren auf, Barren zu, nur kurz ran, die Härte des Holms, der Griff, die Weite, ein Abgang – Einturnen beendet, die Kampfgerichte übernehmen! Einmal noch Luftholen, die zweite am Gerät war Helena: alle Elemente klappten. Als nächste Emilia, sie traute sich mehr zu, turnte flüssiger, hurra! Dann Pia, zu viel Schwung beim Umschwung, zu viel Kraft in der Hand, sie riss sich eine Blase und musste abbrechen. Leider, Vroni kommt noch, sie turnt sicher durch, drei Übungen reichen fürs Mannschaftsergebnis. Entspannung während die jeweils zweiten Mannschaften pro Riege einturnten und ihre je vier Übungen präsentierten, außerdem folgte schon die erste Pause. Dann die Vorbereitung für den Schwebebalken, Stand und Gleichgewicht auf der Linie üben, noch vor der Aufstellung zum Wechsel ans Gerät: Einturnen, Gleichgewicht finden auf dem Wettkampfgerät, Drehungen auf dem griffigen Material. Die Geräte waren überhaupt toll, dort turnt ja auch die Bundesliga. Jetzt aber wir auf dem Schwebebalken: bloß nicht runterfallen! Marlene legte sicher vor, alles klappte, Joy folgte und musste leider einen Absteiger in Kauf nehmen. Emilia folgte, und abschließend Anna, leider auch mit einem Sturz. Uff. Das Zittergerät ist vorbei.

Der Wechsel an die Bodenturnfläche: Modell Moskau, worauf heutzutage die Weltelite turnt, und die Bundesliga, Hunderte von Spiralfedern sorgen für zusätzliche Sprunghöhe, und rächen sich an denen, die unkontrolliert landen. Für Helena kein Problem mehr – nachdem sie im Einturnen beim Vorwärtssalto fast auf die Nase geflogen wäre wegen zu viel Rotation. Die Wettkampfübung gelang gut. Auch Marlene überzeugte, vorsichtshalber ließ sie ihren Rückwärtssalto aus. Danach noch Joy und Sabine, Bodenturnen macht einfach am meisten Spaß!

Nochmal Pause, dann zum Abschluss an den Sprung. Veronika legte vor, die sicherste Turnerin an diesem Gerät, mit schwierigem Sprung. Der klappte gut, nach ihr turnte Emilia, dann Anna und abschließend Sabine. Sie alle sprangen den Standardsprung „Überschlag“. Aber gerade für die kleineren Turnerinnen war die Vorbereitung darauf nicht ohne, immerhin mussten alle über die internationale Höhe von 1,25m springen. Die „Jugend-Höhe“ von 1,10m lässt sich doch deutlich leichter überwinden.

Was also waren die Leistungen dieses Tages wert für die jungen Turnerinnen des Ammersee-Sportvereins? Die Siegerehrung begann mit einer kurzen Lichtshow zur Einstimmung, dann die Platzierungen: nicht letzte geworden, aber die Qualifikation in die Bayerische Turnliga doch auch nicht geschafft. Schade, aber kein Unglück: dieser Wettkampf hat allen im Team so viel Spaß gemacht, sie werden es wieder versuchen. Jung genug sind sie, und ehrgeizig genug auch!

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